DEAF FOREVER - die vierundfünfzigste Ausgabe

Was Götz indes bemängelt ist die Tatsache, dass scheinbar für die "Großen" immer genug Kohle vorhanden zu sein scheint, wohingegen "die Kleinen" am Ende in die Röhre gucken, den Umweltaspekt mal außen vor gelassen, denn auch Metallica und Maiden blasen durch ihre Konzertreisen genug Treibhausgase in die Atmosphäre.
Ja, das stimmt - er hat die Mega-Events explizit genannt. Mir geht es jedoch darum, dass über Nachhaltigkeit und den Beitrag zum Klimawandel keinerlei Silbe fällt. Und das vermisse ich allgemein im DF. Konsum, und nichts anderes sind Konzerte und Plattenkäufe, lassen sich 2023 nicht mehr davon losgelöst diskutieren. Auch nicht die Verschiebung in die Online-Welt, die ich wie Du kritisch sehe, aber nicht aufhalten kann. Siehe meine Zeilen hier an Dich:D:feierei:

Ich weiß nicht, ob das die Aufgabe eines Musikmagazins sein sollte, ja, sein kann. Ich bin zwar mittlerweile ein alter Sack, allerdings hätte ich mir gerade in jungen Jahren keine diesbezüglichen Antworten eben seitens alter Säcke erhofft, von denen ich mich ohnehin abheben wollte. Womöglich hätte ich das eher als belehrend empfunden.
Das DF alleine kann die Welt nicht verbessern. Die Realität aber ausklammern und hinter sich die Tür nach draußen zu verschließen, damit man im Mag und auf Konzerten die alten Helden hochleben lassen kann, ist jedoch auch keine Lösung. Und vor allem kein Weg, um nachwachsende Fan-Generationen gewinnen zu können.

Aber ich möchte nicht polemisieren oder gar angreifen. In meinen Zeilen schwingen ganz viel Respekt und Bewunderung für Götz und das DF(F)-Team mit. Eine emotionale, aber auch sachliche Diskussion über Metal und Klimawandel/Nachhaltigkeit, Konsumverhalten, Verantwortung etc. würde ich mir sehr wünschen.

Das Ganze wirft aber eine interessante Frage auf und könnte eigentlich ein echt spannendes DF-Special werden, indem man die "junge" Fanschicht mal mit den Oldies an einen Tisch bekommt.
Sehr coole Idee:top::top: @wrm - eine Special-Idee ist geboren.
 
Weil du hier Metallica und Maiden ansprichst. Ich werfe zudem mal die steile These in den Raum, dass ein (nicht geringer Prozentsatz?) von Besucher vom Metallica oder Maiden Konzerten schlicht und einfach nicht für den Underground interssiert.

Das ist sicher richtig. Es ist die ewige Frage, ob man sich "nur" für ein "bißchen" für die ein- oder andere Band begeistert oder ob "man" ein "wahrer" Fan wird, der auch unter der Oberfläche gräbt und Schätze abseits des Mainstream sucht. Ob man es eher schnell zugänglich oder auch fordernder sucht. Ob man für ein Livekonzert ein Riesenevent mit viel Trara braucht oder auch mit einer Band in einem Club klar kommt, die auf diesen Schnickschnack schlicht verzichtet.

Exemplarisch nenne ich hier noch Bands wie Powerwolf oder aber auch Sabaton. Das ist zum Teil ein Publikum, welches parallel zum Underground existiert.

Das Thema hatten wir unlängst auch mal irgendwo: die "junge" Generation wächst mit einem anderen Verständnis für "Metal" heran. Hier bieten Sabaton und Powerwolf natürlich feinstes und völlig unkompliziertes Futter, das in Sachen "Melodic" auch irgendwie mit jüngeren Metal-Acts zusammen passt. Nicht aus "unserer" Sicht, wohl aber aus der Sicht der Jüngeren heraus. Da arbeitet man sich dann auch möglicherweise lieber an Parkway Drive heran, nimmt Manowar, Maiden oder Metallica so wahr, wie wir vielleicht seinerzeit Purple, Sabbath oder Zeppelin wahrgenommen haben (olle Knacker, aber geile Mucke - und alle berufen sich darauf! Led Zep wurden in den 90ern von fast jeder Grunge-Band als Einfluss genannt, Sabbath auch - sogar Neal Young), steigt aber bei einer Band wie Cirith Ungol einfach aus, weil das schlicht schon "zu strange ist" - und halt nicht nach den obligatorischen 40 Sekunden zündet.

Metal war eine der letzten Rebellionen unser Zeit, so fühlt sich das für mich an: erst der Heavy-Metal, dann Thrash, Death, sogar Grunge meinetwegen und auch Nu-Metal....heute ist es gefühlt vielfach pure Unterhaltung und ich glaube nicht so recht, dass der überwiegende Teil jüngerer Hörer es noch als eine Art Lebenseinstellung ansieht. Mag sein, dass der Gangsta-Rap da noch eine ähnliche Rolle haben kann, dazu bin ich aber zu wenig im Thema.

Ich möchte da aber auch Niemandem Unrecht tun, denn da kann ich mich auch ganz arg täuschen, weshalb der von mir angesprochene Stammtisch möglichst bunt sein sollte. Es ist eine nahe liegende Interpretation meinerseits, denn wenn Musikrund um die Uhr permanent und in Hülle und Fülle, noch dazu nahezu kostenlos verfügbar ist, welchen Wert kann sie dann noch für Jemanden entwickeln, der damit aufwächst? Ich denke, die meisten von uns mussten sich das Geld für ihre Musik zusammensparen, vielleicht sogar über Monate. Klar, Fans der ein- oder anderen Band werden sich auch auf diesem Wege finden - und doch ist es irgendwie anders.
 
@Damage Case: Wie schon geschrieben, ich gehe mit weiten Teilen deines Posts absolut pari - und selbstverständlich ist es schon eine Sache, den Umweltaspekt diesbezüglich außen vor zu lassen, denn er ist einer, wenn nicht gar der wesentliche Aspekt unserer Zeit, der mit hinein spielen sollte, ja, muss.

Das DF alleine kann die Welt nicht verbessern. Die Realität aber ausklammern und hinter sich die Tür nach draußen zu verschließen, damit man im Mag und auf Konzerten die alten Helden hochleben lassen kann, ist jedoch auch keine Lösung.

Du hast mich erwischt - und womöglich auch noch den Ein- oder Anderen hier: exakt das ist sowohl das Forum als auch das Heft: die Realität (weites- und vorübergehend) ausklammern und einer Leidenschaft frönen, von der man gar nicht konkret weiß, in wie weit man dieser in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch nachgehen kann. Es ist sicher für viele momentan noch eine Lösung - und das DF transportiert den entsprechenden Spirit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt doch nicht immer nur Metallica bzw. Maiden oder Club, sondern auch Metallica und trotzdem Club.
Ich war in Hamburg und hatte an beiden Abenden großen Spaß. Habe auch viele Menschen kennengelernt, die nicht nur Metal-Touristen waren.
Paar Tage davor war ich in einem Jugendzentrum meiner Heimat und habe mir u.a. Tempest und Spitfire mit genauso viel Freude gegeben.
By the way. Ich lese das DF von Tag 1 an, liebe Metallica und finde die oben genannten Powerwolf und Sabaton richtig sch...! ;)

Unabhängig davon, lässt es mein Leben zeitlich einfach nicht zu, auf jedes Konzert zu rennen, das in meiner Nähe stattfindet.
Da wähle ich aus. Favoriten, wen lange nicht oder noch nicht (oft) gesehen, etc. Das ist leider nun mal so...
Und ich muss glücklicherweise das wirtschaftliche Argument gar nicht anführen. ;)
Wenn dem so wäre, sähe es nochmal ganz anders aus.
 
Denn vielleicht ist diese Zeit einfach vorbei? Oder Du musst andere Wege finden, um die Generation Z zu erreichen. Ein Printmagazin in kleiner 5-stelliger Auflage wird das nicht schaffen. Du musst den jungen Menschen dort begegnen, wo sie sich aufhalten. Und das ist das Netz. Ein guter Teil Deiner eigenen "Szene" macht es Dir doch vor: Wir "Alten" hocken hier im DFF tagein tagaus zusammen und tauschen uns rund um die Uhr zu schwermetallischen Themen aus. Aber wo bist Du in diesen Diskussionen? Auch Eure strikte Verweigerungshaltung, ein Digitalangebot nur in Erwägung zu ziehen, wird dazu führen, dass Du und Deine Mitstreiter mit dem Mag vielleicht noch bis zum Renteneintritt existieren könnt. Die Hinterlassenschaft werden dann Stapel an Altpapier und Erinnerungen in den Köpfen greiser Fans sein. Wo ist das nachhaltig? Das DF und die "Szene" brauchen Antworten auf die dringenden Fragen der jungen Menschen im Kontext des Fan-Seins. Und nicht nur tonnenweise geile Riffsund Specials über kultige Alben/Bands von vor drölfzig Jahren.

Ich kann aus Götz' Vorwort nicht herauslesen, dass er auf einen generationellen Unterschied bei Konzertbesuchen hinauswollte. Eher war es ein verständlicher Rundumschlag aus Frust wegen des Endes des BYH!!!-Festivals. Nichtsdestotrotz mag das mit den Generationen ein interessantes Thema sein. Ich bin wohl einer der User, der zu den "jungen Menschen" gehört, Baujahr '95. Ob man mich zur Gen Z zählen kann, weiß ich nicht, ich tue es persönlich nicht. Für mich persönlich bedarf es keiner Anpassung seitens des DF und der Redaktion an die Generation Z und ihren Habitus. Warum nicht? Weil ich die Mentalität des DF auch als Teil der "jungen Menschen" im Großen und Ganzen teile. Und eine Preisgabe dieser Mentalität im Ergebnis Beliebigkeit bedeuten würde. Ich möchte Umwelt- und Klimathemen jetzt nicht vertiefen, aber ein digitaler Wandel schafft diesbezüglich auch keine Nachhaltigkeit. Papierverbauch vs Energieverbrauch der immer größer werdenden Anzahl von Servern vs Herrstellung von LPs. Was hier nun die bessere Ökobilanz hat, weiß ich nicht. Die ganze Debatte hat auch eine geistige und kulturelle Seite. Das DF hat doch gar nicht den Anspruch, die Gen Z zu erreichen. Und diejenigen unter den "jungen Menschen", die Visigoth, Antlantean Kodex oder Knife huldigen, werden ähnliche Werte haben wie das DF und sich das Print-Magazin kaufen und ihr hart verdientes Geld für LPs und Konzerte ausgeben. Das DF braucht keine Antworten auf die dringenden Fragen der jungen Menschen zu geben. Das DF ist nicht die Bundesregierung, das DF ist ein Magazin von Fans für Fans mit einer bestimmten Mentalität, mit bestimmten Werten. Also ein Magazin für ein bestimmtes Milieu. Und ob die Redaktion sich beim Renteneintritt entscheidet, das DF an den Nagel zu hängen oder ob der Zepter weiter gegeben wird, an einen kleinen Kreis gleichgesinnter jüngerer Redakteure, weiß bis dato wohl keiner. Ob dieses Milieu in 20 Jahren noch so bestehen wird, weiß auch keiner, aber totgesagte leben bekanntlich länger. Um nochmal auf die Diskussion um Konzerte zurückzukommen. Ja, inwieweit das gesamte Buisness nachhaltiger gestaltet werden sollte, muss geredet werden, aber: die junge, arschtighte Speed-Metal-Kapelle aus der Nachbarschaft zu promoten, ist das nicht Underground bzw DF und damit nachhaltig?
 
Das DF ist ja auch für eine bestimmte Klientel. Trve, Black, Death, Hardrock + Randgebiete.
Genauso haben sich im Laufe der Jahrzehnte auch Festivals "spezialisiert".

In den 90ern gab es meines Erachtens noch viel mehr Crossover-Festivals, bei denen unterschiedliche, harte Musikrichtungen vertreten waren: bspw. Bizarre-Festival oder früher With Full Force.
Aktuell sei hier das Mystic Festival letztes Wochenende in Polen zu nennen: neben Deströyer666 standen dort Imminence, neben Dismember und Electric Wizard Pertubator und Greg Puciato im Line-up.
Und es waren Jung & Alt vor Ort. Bei Bands wie Ghost oder Gojira und Danzig oder den Hellacopters dann auch vereint vor der Bühne.

Wir bewegen uns im DF-Kosmos in einer Blase. Auf's KIT oder HOA kommen zwar junge Spanier oder Griechen, aber mittlerweile sind die selbst nicht mehr so jung ;)
Würde man hier aber Djent oder Core-Bands spielen lassen, wäre der Altersdurchschnitt niedriger, die "Jugendlichen" würden die auf dem Sofa siechenden fehlenden "Metalrentner" auffangen, und die SichVortortbefindlichen Alten würden sich über Djent aufregen :D

Man liest schon desöfteren, dass sich Leute nur noch durch die bestehende Plattensammlung hören und/ oder keinen Bock mehr auf rausgehen und Konzerte haben. Dies ist auch in Ordnung. Aber die gehören dann auch für mich nicht mehr zur aktiven Szene.

Klar kann ich hier im Forum mitschreiben und mir Youtube-Videos ansehen, aber da gebe ich Götz recht: Das ist nicht mal im Ansatz dasselbe.

Btw. Einen Finger in die Wunde legen und damit ne Diskussion - auch an Orten, an denen er selbst noch nie aufgetaucht ist - entfachen, das kann er immer noch gut, der alte Mann :D
 
Yes, auch beglückt worden gestern.
[ @wrm : darf gerne als Leserbrief im nächsten DF veröffentlicht werden, da ich nicht weiß/glaube, ob Götz meine Zeilen ansonsten erreichen]
Lieber Götz,
seit 30 Jahren folge ich Dir und Deinem Wirken. Ich untertreibe sicher nicht, wenn ich schreibe, dass Du den Musikgeschmack von zwei Generationen deutschsprachiger Metal-Fans und Karrieren von Metal-Musikern maßgeblich mitgeprägt hast. Deine emotionale und immer authentische Schreibe riss mich viele Jahre mit. Doch seit einiger Zeit wirkst Du auf mich ein wenig aus der Zeit gefallen, und ich frage mich, warum ich das so empfinde.

Mit der Gründung des Deaf Forever haben Du und Deine Mitstreiter Euch 2014 bewusst dazu entschieden, über Rock & Metal für Überzeugungstäter zu schreiben und auch kleineren Bands, die für Euch darunter fallen, eine entsprechende Plattform zu geben. "Jüngere" Bands wie Mantar, Sulphur Aeon, Visigoth, Night Demon, Chapel Of Disease oder Atlantean Kodex (um nur einige herauszugreifen) erhalten in Eurem Magazin zurecht eine exponierte Stellung und werden nicht zuletzt durch das Deaf Forever gepusht und dadurch vielen Metalhörern vorgestellt. Chapeau für so viel Geradlinigkeit!

Es gibt jedoch einen anderen Aspekt, der mir insbesondere beim Lesen Deines aktuellen Heft-Vorworts aufgefallen ist: Ihr habt Euch während Corona und auch seit dem Ukraine-Krieg klar positioniert und zum Beispiel Haltung gegen Schwurbler gezeigt. Wenn Du nun jedoch im Editorial bemängelst, dass die "Szene" sich live nicht mehr blicken lässt und für das Sterben von Clubs, Festivals und Veranstaltern mitverantwortlich ist, dann finde ich das zu kurz gedacht und erschreckend eindimensional.

Ich vermute, dass das Deaf Forever Forum in etwa die Demografie der "Szene" (= Konzertgänger, Heftkäufer, Platten-/CD-Käufer) abbildet. Geschätzt würde ich vermuten, dass das Verhältnis Ü40 zu U40 etwa 80:20 ist, möglicherweise sogar noch extremer. Ich habe jedenfalls bisher persönlich aus dem DFF noch niemanden kennengelernt, der/die spürbar jünger ist als ich (44). Das mag daran liegen, dass junge Menschen immer ein wenig gegen die "Alten" rebellieren oder sich Hörgewohnheiten/Geschmäcker verändern. Ich erinnere mich daran, dass ich mit 15, 16 auf Konzerten nicht neben "alten Menschen" Ü30 hätte stehen wollen. Eine Abgrenzung der Jugend gegen die Älteren ist wahrscheinlich immer normal, auch wenn Vermischung toll ist und in kleinem Maß vorkommt, wie man ja z.B. an der blutjungen @thephantom hier mitlesen kann. Doch das ist nicht der einzige Gedanke, den ich verfolge.

Die jungen Menschen, Generation Z, die sich durch Fridays For Future und "Die letzte Generation" Gehör verschaffen, wachsen in einer Welt der drohenden Klimakatastrophe auf. Wir, Generation X, Golf, Babyboomer, sind anders sozialisiert und auch wenn wir ein Bewusstsein für den Klimawandel haben, so liegt nicht der Großteil unseres Lebens in einer veränderten, unsichereren Welt vor uns. Einer Welt, in der wir darauf angewiesen sind/sein werden, dass Regionalität von Produkten, Reduktion der CO₂-Emissionen, Überproduktion und Vermeidung von Rohstoffverschwendung/Abfällen drei unabdingbare Überlebensparameter sein werden:

- Regionalität: Ich esse Erdbeeren. Sehr gerne sogar. Aber nur deutsche, weil sie mir und meinem Gewissen am besten schmecken. Gute und frische deutsche Erdbeeren bekomme ich von Mai bis Juli, in den anderen Monaten esse ich keine Erdbeeren.

- Reduktion von CO₂-Emission: Wenn meine Erdbeeren aus Spanien, Holland oder Israel angeliefert werden, haben sie mehrere hundert/tausend Kilometer hinter sich, die sich nicht selbst zurücklegen, sondern gefahren werden. Das erzeugt unnötige Emission durch den Transport. Meine regionalen Erdbeeren stammen aus dem Umkreis von ca. 50-100km. Die Einsparung von CO₂ ist immens - im Umkehrschluss würde mein Konsumverhalten keine Transporte über Kontinente rechtfertigen.

- Überproduktion: Wir haben nur diese eine Erde. Derzeit leben und verbrauchen wir, also ob wir zwei Erden hätten. Das müssen wir durch unser Konsumverhalten und durch Effizienzeffekte ändern. Ich kann nur so viele regionale Erdbeeren kaufen, wie die Felder in Rheinhessen hergeben.

- Vermeidung von Rohstoffverschwendung/Abfällen: Und ich kaufe nur so viele Erdbeeren, wie ich selbst esse. Ich versuche keine Erdbeeren wegzuwerfen oder sinnlos mehr zu besitzen, als ich selbst verbrauchen kann. Und ich fahre sogar auf dem Radl mit meiner Tupperbox zum Erdbeerstand im Nachbarort und fülle mir dort meine 500/1.000 Gramm ab. Keine unnötigen Abfälle, Plastiktüten etc.

Was hat das mit Metal zu tun? Ersetze Erdbeeren durch Metal.

Wer braucht x Konzerte/Festivals pro Woche/Wochenende? Wer rechtfertigt es, dass permanent US-Bands für Europa-Tourneen über den großen Teich fliegen, mit LKWs/Transportern durch Europa fahren und dabei fatale CO₂-Footprints hinterlassen? Ganz davon abgesehen, dass zu all den Konzerten auch Horden von Fans (neben den Öffis) mit Autos anreisen. Vom Müll, der bei Konzerten und Festivals anfällt, ganz zu schweigen. Wir haben zu viel von allem, es müssen Lavish-Versionen von Rereleasen sein, die teilweise komplett sinnlos sind, aber halt schön im Regal aussehen. "Digital" ist immer noch weitgehend verpönt, nur der Besitz von CDs und Vinyl macht "true".

Was Du in Deinem Vorwort beschreibst, ist die Implosion = Gesundschrumpfung des Konzertmarkts. Und wenn er sich gesund schrumpft hat, warum sollte man dann nicht verstärkt lokale/kontinentale Bands (Größenordnung egal, Scorpions oder Imha Tarikat, Hauptsache geil!) unterstützen, die nicht über Ozeane fliegen müssen, damit man sie live erleben kann? Oder vielleicht fliegen sie auch nur alle 3 Jahre nach Europa, wenn sie mal wieder neue Songs im Gepäck haben anstatt mehrfach mit denselben Setlists zu touren?

Du selbst bist Ende 70er/Anfang 80er mit Metal "infiziert" worden. Eine Zeit, in der nicht jeden Monat gefühlt 250 Platten erschienen und 500 Konzerte/Festivals stattfanden. Du hast Dir ne Karte für Kiss/Maiden oder Metallica/Venom im VVK geholt und dann hat man wochenlang mit den Kumpels darauf hingefiebert. Du hast Mercyful Fate und Priest für Dich entdeckt und deren Platten hunderte Male nacheinander auf den Plattenteller gelegt, bis Du jede Zeile und jedes Solo mitträllern konntest. Du hast Metal nicht konsumiert, Du hast ihn eingeatmet, Dich dafür begeistert und zum Teil Deiner DNA gemacht. In Deinen Zeilen schwingen eine Menge Liebe und Romantik mit, wenn Du von der "Szene" schreibst. Aber auch viel "gestern" , "damals" oder "klingt wie [setze 70er/80er Band ein]".

Denn vielleicht ist diese Zeit einfach vorbei? Oder Du musst andere Wege finden, um die Generation Z zu erreichen. Ein Printmagazin in kleiner 5-stelliger Auflage wird das nicht schaffen. Du musst den jungen Menschen dort begegnen, wo sie sich aufhalten. Und das ist das Netz. Ein guter Teil Deiner eigenen "Szene" macht es Dir doch vor: Wir "Alten" hocken hier im DFF tagein tagaus zusammen und tauschen uns rund um die Uhr zu schwermetallischen Themen aus. Aber wo bist Du in diesen Diskussionen? Auch Eure strikte Verweigerungshaltung, ein Digitalangebot nur in Erwägung zu ziehen, wird dazu führen, dass Du und Deine Mitstreiter mit dem Mag vielleicht noch bis zum Renteneintritt existieren könnt. Die Hinterlassenschaft werden dann Stapel an Altpapier und Erinnerungen in den Köpfen greiser Fans sein. Wo ist das nachhaltig? Das DF und die "Szene" brauchen Antworten auf die dringenden Fragen der jungen Menschen im Kontext des Fan-Seins. Und nicht nur tonnenweise geile Riffsund Specials über kultige Alben/Bands von vor drölfzig Jahren.

Lange Rede, kurzer Sinn: Mit den Mitteln der Vergangenheit kann man Probleme der Zukunft nicht lösen. Oder Du akzeptierst, dass wir alle gemeinsam älter werden und man sich auf Konzis seltener trifft, weil man Rücken hat, die Kids zum Flötenuterricht gefahren werden müssen oder die Kohle gerade knapp ist. Und dass mit den Fans auch die Bands "sterben". Die "Social-Media-Welt" wird sie nicht getötet haben.

Liebe metallische Grüße
Daniel

P.S. Die Titelstory mit den ersten 100 der 200 besten Songs aller Zeiten ist gar nicht so langweilig, wie ich befürchtet habe:D:D:feierei:

EDIT: @wrm und @kingrandy haben direkt ganz lieb per PN reagiert. Super, das macht das DFF aus:D:feierei::feierei:


Ist ein Aspekt über den ich zuletzt auch länger nachgedacht habe. Momentanes Fazit: ich achte in vielerlei Hinsicht auf meinen Co2-Abdruck (Müll, Konsumverzicht, ewig nicht mehr geflogen, mehrheitlich mit der Bahn zur Arbeit etc.). Konzerte sind mir jedoch so wichtig, dass ich mich da nicht begrenzen will. Dies inkludiert ausschließlich keine Kreuzfahrten oder ähnliche Verbrechen (nicht nur) an der Umwelt. Ich gehe so im max. 100 km-Radius auf Konzerte, was mir derart viel Freude bereitet, dass ich nicht (oder noch) bereit bin, da Abstriche zu machen. Wenn jeder (ja, ich weiß, da mache ich mir auch ein Stück was vor) das nur bei Dingen so handhaben würde, die ihm wirklich wirklich wichtig sind, wäre die Welt ein gutes Stück sauberer. Die meisten Menschen schöpfen dagegen in jeder Hinsicht aus dem Vollen, bis es nichts mehr zum Schöpfen gibt ...
 
Hatte heute nun auch das neue Heft im Briefkasten und werde es mir interessiert zu Gemüte führen. Die Sache ist allerdings die: Ich hatte eigentlich den Aufnäher bestellt...
 
So...Schlaf nach der Nachtschicht beendet.
Das Heft heute auch am Niederrhein angekommen! Jetzt wird gefrühstückt und gelesen.

@Neudi, Song-Bestenliste Platz 188 super Wahl!!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann aus Götz' Vorwort nicht herauslesen, dass er auf einen generationellen Unterschied bei Konzertbesuchen hinauswollte. Eher war es ein verständlicher Rundumschlag aus Frust wegen des Endes des BYH!!!-Festivals. Nichtsdestotrotz mag das mit den Generationen ein interessantes Thema sein. Ich bin wohl einer der User, der zu den "jungen Menschen" gehört, Baujahr '95. Ob man mich zur Gen Z zählen kann, weiß ich nicht, ich tue es persönlich nicht. Für mich persönlich bedarf es keiner Anpassung seitens des DF und der Redaktion an die Generation Z und ihren Habitus. Warum nicht? Weil ich die Mentalität des DF auch als Teil der "jungen Menschen" im Großen und Ganzen teile. Und eine Preisgabe dieser Mentalität im Ergebnis Beliebigkeit bedeuten würde. Ich möchte Umwelt- und Klimathemen jetzt nicht vertiefen, aber ein digitaler Wandel schafft diesbezüglich auch keine Nachhaltigkeit. Papierverbauch vs Energieverbrauch der immer größer werdenden Anzahl von Servern vs Herrstellung von LPs. Was hier nun die bessere Ökobilanz hat, weiß ich nicht. Die ganze Debatte hat auch eine geistige und kulturelle Seite. Das DF hat doch gar nicht den Anspruch, die Gen Z zu erreichen. Und diejenigen unter den "jungen Menschen", die Visigoth, Antlantean Kodex oder Knife huldigen, werden ähnliche Werte haben wie das DF und sich das Print-Magazin kaufen und ihr hart verdientes Geld für LPs und Konzerte ausgeben. Das DF braucht keine Antworten auf die dringenden Fragen der jungen Menschen zu geben. Das DF ist nicht die Bundesregierung, das DF ist ein Magazin von Fans für Fans mit einer bestimmten Mentalität, mit bestimmten Werten. Also ein Magazin für ein bestimmtes Milieu. Und ob die Redaktion sich beim Renteneintritt entscheidet, das DF an den Nagel zu hängen oder ob der Zepter weiter gegeben wird, an einen kleinen Kreis gleichgesinnter jüngerer Redakteure, weiß bis dato wohl keiner. Ob dieses Milieu in 20 Jahren noch so bestehen wird, weiß auch keiner, aber totgesagte leben bekanntlich länger. Um nochmal auf die Diskussion um Konzerte zurückzukommen. Ja, inwieweit das gesamte Buisness nachhaltiger gestaltet werden sollte, muss geredet werden, aber: die junge, arschtighte Speed-Metal-Kapelle aus der Nachbarschaft zu promoten, ist das nicht Underground bzw DF und damit nachhaltig?
Richtig, das hat Götz nicht explizit in seinem Vorwort geschrieben. Wenn ich aber den Aspekt der Nachhaltigkeit in Zeiten des Klimawandels zum Thema mache, komme ich schwer umhin die Interessen/Sichtweiten unterschiedlicher Generationen zu betrachten, da Nachhaltigkeit neben dem ökologischen Anteil auch den ökonomischen und sozialen beinhaltet. Und in Bezug auf junge Menschen vermisse ich hier eben die Einnahme ihrer Perspektive - und die ist eben 2023 vorrangig Online/Social Media/Smartphone. Das muss auch nicht trennscharf in Generationen abgegrenzt sein. Ich gehöre per Definition (je nach Auslegung) eigentlich auch nicht mehr zur Generation X, zähle mich jedoch aufgrund meiner Sozialisation/Lebenseinstellung dazu - doch das sind im Einzelfall individuelle Entscheidungen.

Ökobilanz: Da hast Du natürlich einen Punkt, weil z.B. bis zum Ende der Stromgeerzeugung mit CO2-Emission auch sämtlicher Onlinegenuss einen Einfluss aufs Klima haben wird. Ich bin da kein Experte, freue mich auf aber auf offene Diskussionen und Input von Experten, z.B. aus Presswerken, Anbietern von Streamingdiensten etc.

Selbstverständlich ist das DF weder die Bundesregierung noch dazu verpflichtet, jungen/alten/sonstigen Bevölkerungsgruppen abseits der Gruppe der "Überzeugungstäter" jeden Alters(!) eine Antwort auf irgendwas zu geben. Aber was hier bereits mehrfach anklang: Das DF ist zwar für viele eine Wohlfühloase (auch für mich), doch existiert es nicht im luftleeren Raum. Und gerade wenn Götz den realen Teil der Szene anspricht, der sich trifft und gemeinsam auf und abseits von Konzerten feiert, dann geschieht das in einer Welt im Klimawandel, bedroht von Generationskonflikten. Hierzu interessiert mich (und vielleicht auch einige andere) seine Meinung. Völlig frei von Vorbehalten/Erwartungshaltung, bin ich neugierig auf seine Meinung.
 
Dito! Ich hab mir eine Playlist mit den Songs erstellt, weil doch einiges dabei ist mit dem ich nicht vertraut bin. Was soll ich sagen, jetzt läuft Lillian Axe‘s - All’s Fair In Love & War auf Dauerrotation! Danke Deaf Forever! :jubel:


Ich erweitere meine Aussage: Trust - Antisocial! Was für eine Perle! Ich seh schon, die Geldbörse wird leiden :D

Ansonsten, find ich das Wytch Hazel Interview herausragend! Ulver und The Night Eternal auch richtig gut. El Rojo‘s Kolumne ist einfach eine Bank. Der haut mehr Punchlines raus als Ricky Gervais, aber bietet dann auch genug Tiefgang. Bin noch nicht ganz durch mit‘m Heft, aber mir taugt die Ausgabe sehr. :top:
 
Der Osten des Osnabrücker Landkreises ist endlich beheftet.
Titelthema: ich mag das Layout und die Farbgebung.
Rest: komme ich erst morgen zu
 
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