Ijon Tichy
Till Deaf Do Us Part
Das liegt aber an dem zum Teil oberflächlichen "Fan-da-sein" der schwarzen Szene. Ein Teil der "Gothics" sind nur damit beschäftigt, sich dem Aussehen zu widmen und frönen eher dem 0815 Durchschnitts-Musikstil, ala Blutengel, Mono Inc, ASP, Nachtmahr, VNV Nation, Aganoize usw. ASP muss ich in Schutz nehmen, da deren Texte zu komplex sind für einen Teil, sie einfach eine gute Band sind, die ich sehr schätze. Diese, von mir beschriebenen Fans, haben kein musikalisches Interesse, sich weiter zu bilden, oder sich mit den Ursprüngen zu beschäftigen. Ein Teil von denen, fährt über ein paar kurze Jahre, die "heftige" schwarze Schiene und sind eines Tages nicht mehr zu sehen. Selber schon oft genug erlebt und gesehen. Ich fahre nun, dank meiner Frau, seit paar Jahren zum WGT. Dort ist es Jahr für Jahr zu beobachten, wer sich für Musik interessiert ist und wer nur zum Schaulaufen dort ist. Dieser ganze Kostümfasching, ist nur bei den öffentlichen Plätzen zu sehen, oder auf dem Laufsteg vor der Aggrahalle. Bei den kleinen Konzerten, die Abseits stattfinden, sind 99% nicht zu sehen. Daher auch das traurige, dass man einem Teil auch erklären muss, wer Fields Of The Nephilim sind.
Daher bin ich auch immer etwas reserviert gegenüber der schwarzen Szene. Einerseits mag ich die total, andererseits schüttelts mich auch regelmäßig. Wenn wir während des WGT´s durch die Straßen von Leipzig laufen und uns in den kleinen Konzertlocations bewegen, finde ich es so genial die "richtigen" schwarzen Leute zu sehen. Alt-Grufties oder welche, die den alten Stil leben und das auch stilvoll zur Schau stellen. Das macht Spaß. Hier sieht man auch deutlich, wie intensiv man sich mit der Musik auseinandersetzt und den Lebensstil "Gothic" damit auch komplett abrundet. Da ich sehr gerne Postpunk höre, ist es gerade hier sehr auffällig, wieviele sich mit so einer Richtung auseinandersetzen. Ich selber, war Mitglied eines Vereins, die über Jahre hinweg einmal monatlich eine schwarze Party organisiert haben. Zuschauerschnitt war zwischen 250-400 Leute pro Party. Da ich aber selber Metalhead bin, habe ich mich selten für das Musikalische interessiert. Aber es war deutlich zu merken, wie innerhalb weniger Jahre, ein immer geringeres Interesse an alter Musik antstand. Ein Teil der Gäste war so 0815 schwarz, das es pro Party nur für Standard-Hits gereicht hat. Sobald man mal was altes, was aus den Ursprüngen, was aus dem Coldwave-Bereich gespielt hat, war kaum einer auf der Tanzfläche. Dafür mussten dann die immer gleichen und bekannten, totgespielten Hits herhalten. Wenn "Moonchild" von Fields gespielt wurde, wurde es sehr gut angenommen. Wenn man aber mal "Preacher Man", "Zoon", "For Her Light" oder "Straight To The Light" gespielt hat, waren nur ungläubige Blicke zu sehen.
Ich verstehe schon was du meinst, aber muss dazu auch sagen das Mode in der Szene schon immer ein sehr viel wichtigerer Teil war als zum Beispiel im Metal.
Dann habe ich auch das Gefühl, dass die ganzen alten Helden und Musik gerade wieder viel mehr im Kommen ist. Es gibt viele junge Bands, die sich genau an denen orientieren. Also die Szene baut sich gerade wieder so langsam ihren eigenen Untergrund auf.