Platz 67
Transatlantic - SMPT:e, USA, 2000
Gut, diese tatsächliche Supergroup um Mike Portnoy und Neal Morse muss ich wohl nicht groß vorstellen. Obwohl natürlich deutlich inspiriert von den Größen der 70er, die bei mir ja bekanntlich eher nicht so hoch im Kurs stehen, hat mich das von Anfang an gefangen genommen. Das lag vor allem an Neal Morse, den ich anno 2000 absolut vergöttert habe. Egal, ob mit Spock's Beard, Solo oder eben mit Transatlantic, bis ca. 2002 hat der Mann keine einzige schlechte Note veröffentlicht. Dass das Debüt den Vorzug vor dem gleich starken Nachfolger "Bridge Across Forver" bekommt, liegt wohl am wunderschönen 'We All Need Some Light', das seinen Companion 'Bridge Across Forever' aussticht. Totaler Wahn war auch das Konzert in der Großen Freiheit zu Hamburg anno 2001, wo die Band in sieben Songs und drei Stunden(!) die totale Liebe zum Prog zelebriert hat, inkl. eines "Abbey Road"-Medley von den BEATLES. Wahnsinn.
Anspieltipp der 30-minütige Opener 'All of the Above':
Platz 66
Symphony X - The Divine Wings Of Tragedy, USA, 1997
Ja, jetzt schon. Anno 1997 war "The Divine Wings Of Tragedy" mit dem ersten Durchlauf von 'Of Sins & Shadows' eine Sensation und das Album ist für mich auch heute noch relativ eindeutig das Meisterwerk der Band. Das liegt vor allem an Russell Allen, der hier noch weicher, runder und weniger aggressiv als auf allen Alben ab "The Odyssey" singt, was ich dem erhöhten aggressiven Anteil auf den späteren Werken sehr deutlich vorziehe. Dazu sind hier natürlich mit 'Of Sins & Shadows', 'The Accolade' und dem Titeltrack drei der besten fünf Songs der Band vertreten.
The Accolade:
https://www.youtube.com/watch?v=TUmJ4fvYIII
Platz 65
Oddland - The Treachery Of Senses, Finnland, 2012
Diese Finnen habe ich anno 2012 mit ihrem Debüt entdeckt und gleich ins Herz geschlossen. Stilistisch ist das Album sehr vielfältig unterwegs, es gibt rhythmisch-komplexe Passagen, aber auch melodische Soli, Akustikgitarren, jazzige Breaks und wuchtige Riffs. Das Material bleibt so immer dynamisch, immer spannend, immer in Bewegung. Was die Herren Ojanen und Palmroth hier an den Saiten abziehen, ist wirklich aller Ehren wert. Über allem thront Sänger Sakari Ojanen, der es schafft über das komplexe Grundgerüst immer wieder melodische, auch auf emotionaler Ebene ansprechende, Gesangslinien zu integrieren. Der gigantisch epische Chorus von 'Aisle Of Array' ist dafür ein perfektes Beispiel, wo man praktisch in den Song hineingesogen wird. Auch das folgende 'Past The Gates' überrascht mit zurückhaltendem, rhythmisch leicht versetztem Gesang, der die Nummer zu Beginn etwas unscheinbar wirken lässt, aber trotz eines nicht wirklich vorhandenen Refrains nach wenigen Runden sich in der Großhirnrinde festsetzt. Wo man anfangs die Höhepunkte in dem Song vermisst, weiß man bald nicht mehr, wie man diese zählen soll. Die dynamische Steigerung zum Ende, die Frickelpassage, der mitreißende Gesang. Alles toll. Und so könnte ich jetzt über viele der anderen Songs referieren und euch erzählen, dass man beim jazzigen Break in 'Still The Spirit Stays' an SPIRAL ARCHITECT denken darf, das sphärische 'In Endless Endeavour' von den frühen PAIN OF SALVATION und akustischen OPETH nicht ewig weit weg ist, 'Sewers' mit passgenau eingesetzten weiblichen und grunzenden Gastvocals überrascht oder das abschließende Überlange 'Ire' mit einem grandiosen Bläserfinale begeistert. Kurzt gesagt: ein famoses Album, dass die beiden ebenfalls tollen Nachfolger noch leicht aussticht.
'Aisle Of Array':
https://www.youtube.com/watch?v=Ca4TOr0ACPM